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ERDNUSS-PROJEKT 2017

 

Das Hilfswerk Brot für die Welt hilft weltweit aktuell in 81 Ländern. Hiervon in 210 Projekten in 31 Ländern in Afrika.Im Frühsommer 2016 hatte ich die Gelegenheit, anlässlich einer ökumenischen Begegnungsreise in Mosambik verschieden Projekte kennen zu lernen, ein Bild über die Projektfortschritte zu machen und neue Projekte auf ihre Förderungswürdigkeit und Nachhaltigkeit zu bewerten.

Neben Projekten wie der Sicherung der Landrechte besuchten wir auch landwirtschaftliche Projekte und Dorfgemeinschaften.

Frauen beim Erdnüsse trocknen

  Details

Im Distrikt Mogovolas in der Nampula-Region hat uns eine Landfrauengruppe fasziniert, begeistert und überzeugt.

Sie sind auf der Suche nach einer Zukunftsperspektive für ihre Familien, die wirtschaftliche Selbständigkeit, die Unabhängigkeit und der Schulbesuch ihrer Kinder.

Das gesamte Spektrum der Themen wie Frauenförderung, Armutsbekämpfung, kleinbäuerliche Landwirtschaft, fairer Handel, Landraub durch Futtermittelproduktion in Monokulturen für den Export, der Raubabbau von Kohle und Diamanten hat uns sehr betroffen gemacht.

EL BENEFICIO – Landfrauen mit Biss

Mit einer berührender Herzlichkeit und Freundlichkeit wurden wir im Gemeinschaftshaus begrüßt. Strahlende, große Kinderaugen trotzten den einfachsten Verhältnissen. Die Kinder waren einfach nur zufrieden und glücklich. Die Eltern stolz auf das, was Sie uns heute präsentieren wollten. Vier Wände, ein Dach, anstelle von Fenstern einfach Wandöffnungen, der Fußboden gestampfter Lehm. Es gab keinen freien Boden-Sitzplatz mehr. Alle „Muiheres“ wollten heute dabei sein.

 

 

 

Auf einem Flipp-Chart hat die Gruppenführerin eine kurze, prägnante, übersichtliche und transparente Erntebilanz des Erdnuss-Jahres vorgetragen. Spalte für Spalte.

Wir haben 11 ha Ackerfläche, diese Menge Saatgutmenge haben wir angepflanzt, für Saatgut haben wir so viel Metical (Währung Mosambik) ausgegeben, diese Menge Erdnüsse, Cashew Kerne und Maniok haben wir geerntet, so viel Metical haben wir als Verkaufserlös eingenommen. Und mit diesem Delta an Metical können wir jetzt unsere Kinder in die Schule schicken.

Soviel Stolz, soviel Transparenz und bestechende Klarheit habe ich noch selten erlebt.

Danach wurden wir wieder ins Freie geführt. Wir sollten ihre neueste Errungenschaft kennenlernen. Eine Erdnussschälmaschine. Mein erster Gedanke war. Wozu benötigen diese Frauen eine Erdnussschälmaschine? Die haben doch genug Zeit über den ganzen Tag. Die Erwachsenen, die Alten und die Kinder. Es gibt ja kein Fernsehen, keine Fußgängerzone, keine Shopping-Center, kein Kino, keinen Urlaub.

 

 

 

Bis mir die Landfrauen erklärten: "Wer mehrere Tage Erdnüsse von Hand schält, hat spätestens am dritten Tage blutige Fingerkuppen. Dann können die Kinder nicht mehr in die Schule!"

Beschämt musste ich meine eigene Naivität und Arroganz korrigieren.

Diesen Landfrauen ist es gelungen, den Teufelskreis an Perspektivlosigkeit, Resignation am politischen System durch Initiative zu durchbrechen.

Damit nutzen sie die landwirtschaftlichen Gegebenheiten optimal, um die eigene Familie zu ernähren und Überschüsse gewinnbringend zu verkaufen. Die angebauten Erdnüsse können nach erfolgreicher Zertifizierung nach Europa exportiert werden.

Dieses Projekt ist für die vielen anderen Dorfgemeinschaften wie der sprichwörtliche Stein, der ins Wasser geworfen wird. Er zieht seine Kreise. Sichtbar für alle.

Dies bedeutet letztendlich die Vermeidung von Fluchtursachen.