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BROTLAUF JFS RENNSTEIG - 20.Mai 2017

Der zweite Brotlauf-Marathon wird ein 3-Gänge Menue

 
  1. VORSPEISE:
  2. HAUPTGANG:
  3. DESSERT:

 

     Nachklapp

Schluchsee-Lauf im Schwarzwald 14.05.2017
der legendäre Rennsteiglauf 20.05.2017
Schlosslauf in Heiligenberg 25.05.2017

 

Informationen über Rennsteig Thüringen

 

1. VORSPEISE – INTERNATIONALER SCHLUCHSEE-LAUF

Auch Läufer müssen im Training bleiben bzw. etwas für ihren Trainings-Level tun. Schließlich geht es erst langsam zur Sache. Was liegt dann näher, als in der Region einen Lauf zu suchen, der mich reizt. Sechs weitere Brotläufer nehmen die Gelegenheit wahr und laufen mit. Der Hochschwarzwald ist landschaftliche immer spannend und interessant. Die Kulisse des See-Kurses gibt den Rest. Ein starkes internationales Läuferfeld geht mit 3.500 Läuferinnen und Läufer auf den 18,2 km langen Rundkurs.

Mental ist die Strecke easy! Ein See ist immer eben. Also muss auch der Uferweg eben sein. Das heißt für alle Läufer – Gas geben. Das Wetter ist ideal - kühl und sonnig. Irgendwann ist Regen oder ein bisschen mehr vorhergesagt. Das interessiert zu diesem Zeitpunkt niemand. Doch bei der Strecke haben die Naturschützer etwas mitzureden. Der südliche Uferweg ist direkt am See. Traumhaft. Das nördliche Ufer wird von Naturschutzzonen geschützt. Die Strecke geht also doch etwas in den Wald. Und dort ist es plötzlich nicht mehr nur eben.
Am Schluss werden es statt Null lockere 290 Höhenmeter.

 

Der Anstieg wird von allen Läufern im gleichen Tempo genommen. Das geht auf die Puste. Die Sonne steigt, der Puls steigt auch bei allen Läufern. Die Luft wird zunehmend schwüler. Welch ein Glück, dass der Blick immer auf den See gerichtet ist und man das aufziehende Gewitter aus dem Westen nicht bemerkt. Erst wird der Wind kühler, dann rauer. Und kurz vor dem Ziel beginnt der Regen. Wie immer mit einzelnen Tropfen, dann werden es mehr, dann wird ein richtiger Regen daraus. Und zum Schluss Starkregen was das Zeug hält. Das Gros der Läufer kommt klatsch nass ins Ziel. Ein landender Rettungshubschrauber im Ziel macht die Läufer unruhig. Ein junger Läufer bricht im Ziel zusammen. Für ihn kommt leider jede Hilfe zu spät. Trotz perfekter Organisation und maximaler Rettungsorganisation.   

 

Die 7 Brotläufer sind geschafft. Jedoch glücklich und gesund.
Vorspeisen geben immer nur das Vorspiel zum Hauptgang. Also eine Einstimmung auf alles Kommende.

Der Hauptgang ist schon angerichtet.

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2. HAUPTGANG – RENNSTEIG-MARATHON

Ein 19 Jahre alter Traum wird wahr. Es ist fast auf den Tag im Mai 1998, dass Karin und ich mit einer Reisegruppe im Thüringer Wald, Weimar und Naumburg unterwegs waren. Ein älteres Ehepaar aus Naumburg hat uns ihre Heimat Thüringen gezeigt und durch ihre Heimatstadt Naumburg geführt. Sie mussten zu DDR Zeiten ihre Heimat unfreiwillig verlassen. Die Liebe zu ihrer Heimat haben sie jedoch nie verloren. Im Gegenteil. Als sie im Bus die heimliche Hymne Thüringens, das Rennsteiglied mit einer solchen Begeisterung gesungen haben, wusste ich, den Rennsteiglauf muss ich auch mal laufen! Jedoch nur die Marathondistanz!

 

 

Am 14. April 1951 erklang es erstmals im Goldenen Hirsch in Hirschbach bei Suhl. Das Rennsteiglied von dem Volksmusikanten Herbert Roth. Drei Strophen mit dem Refrain. Einen echten Thüringer erkennt man daran, ob er alle Verse ohne stocken auswendig kann. Das Rennsteiglied wurde auf YouTube 528.000 Mal aufgerufen. Also es muss auch unter den jüngeren Menschen Freunde dieses Liedes geben.

Geschichte des GutsMuths-Rennsteiglauf

Der GutsMuths-Rennsteiglauf ist ein Volkslauf, der seit 1973 jährlich Mitte Mai auf dem Rennsteig im Thüringer Wald ausgetragen wird. Mit mehr als 15.000 teilnehmenden Läufern und Wanderern gilt er als größter Landschaftslauf bzw. Crosslauf Europas.

 

Ausnahmezustand am Rennsteig am 20 Mai 2017

Über 14.150 Läufer werden an diesem Samstag sternförmig von drei Startorten aus zum gemeinsamen Zielort Schmiedefeld unterwegs sein.

  • Supermarathon über 73,5 km, um 6:00 Uhr von Eisenach nach Schmiedefeld 3.249 Höhenmeter und 2.063 Läufer
  • Marathon über 42,20 km, um 9:00 Uhr von Neuhaus nach Schmiedefeld
    1.613 Höhenmeter, mit 3.231 Läufer
  • Halbmarathon 21,1 km um 7:30 Uhr von Oberhof nach Schmiedefeld
    1.613 Höhenmeter, mit 6.495 Läufer
  • Wanderung 42 km unter der Bezeichnung Leistungswandern von Neuhaus nach Schmiedefeld
  • Wanderer und Walking-Tour 17 km von Oberhof nach Schmiedefeld

Außenstehende vermuten hier nur Verrückte. Insider nennen den Rennsteig einen Kult-Lauf.

Der Ausnahmezustand beginnt schon bei der Quartiersuche. Karin ist seit Jahren unser Quartiermacher. Sie findet auf der ganzen Welt immer eine Pension oder ein Hotel in der Nähe des Marathonortes.

Am Rennsteig jedoch Fehlanzeige. Wir hatten wochenlang gesucht, Quartieranfragen mit Hund gestartet. Nichts gefunden. Schlussendlich kamen wir auf die Idee, ein Wohnmobil zu mieten. Das war es! Die Absagen kamen also nicht wegen unseres Vierbeiners. Die Region war einfach mit Läufern total überfüllt.

Die Anreise fand bei traumhaftem Sommerwetter statt. Sonne, Wärme – alles was ein Bäcker so braucht. Doch das sollte sich ändern. Abends kamen die vorhergesagten Unwetter.

Starkregen, Hagel, heftiges Gewitter. In unmittelbarer Nähe ist Land unter. Erdrutsche haben einen Zug in Thüringen zum Entgleisen gebracht.

Am Vorabend der Veranstaltung gibt es die traditionelle Pasta-Party. Der Startort war jedoch 22 km von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Also nichts mit Pasta-Party. Somit werden wir einfach den Wirt unterstützen. Er hatte ohnehin nur wenige Läufer für die Übernachtung abbekommen.

Die Speisekarte las sich gut. Rinderroulade mit echten Thüringer Klößen, Schnitzel oder Rostbrätel.

Klar doch, wenn schon keine Pasta, dann ist ein Rostbrätel mit Bratkartoffeln auch nicht schlecht.

Das war eine Fehlentscheidung. Der Wirt gehört wohl zu der Sorte von Köchen, die ein Stück Fleisch auf dem Hackbrett liegen haben. Die Bedienung kommt in die Küche und bestellt:

„Einmal Schnitzel, einen Rostbraten und einmal Steak.“ Der Koch nimmt das einsame Stück Fleisch, schneidet drei Scheiben unterschiedlicher Dicke herunter und sagt mit ausladender, nahezu segnender Handgestik: „ du wirst ein Schnitzel, du wirst ein Rostbraten und du wirst ein Steak“.

Der Genuss war entsprechend. Auf dem Teller lag ein sehr durchwachsener Schweinenacken, dazu vermutlich nicht mehr der Frischeste. Die Pfeffermühle konnte auch nichts mehr retten.

Ich konnte nur noch die Flucht nach vorne antreten. Ein klarer Obstschnaps musste her. Eigentlich ein No-Go für Läufer. Es sind noch 12 Stunden bis zum Start. Das Gefühl war nicht besonders. Einschlafen ging gut. Mein Wecker zeigt 3:18 an, als ich das erste Mal aufwachte. Der Bauch war nicht in Ordnung. Für ein „rückwärts“ war es zu spät, für ein „vorwärts“ noch zu früh. Solche Gedanken führen nicht zwangsläufig zur Entspannung.

Eine echte Thüringerin klärte mich zwei Tage später auf. Die Fehlinterpretation der Speisekarte muss ich auf meine Kappe nehmen. Die schlechte Kochkunst und Kochqualität jedoch nicht. Ein echtes thüringisches Rostbrätel wird vom Schweinnacken gemacht. Aber muss es gleich so fett und alt sein?

 

 Sporthalle zum Aufwärmen vor dem Start

Die Nacht wurde sehr kalt. Leider haben wir die Wohnmobilheizung in der ersten Nacht noch nicht richtig verstanden.
Unser Hund Domino hat ebenfalls geschlottert. Aber nicht weil er aufgeregt war, sondern weil er gerade im Fellwechsel und ohne seine Unterwolle- quasi halb nackt- war.

Wir haben es trotzdem überlebt.

 
 

Auf der Fahrt zum Start wurde der Regen immer weniger. Die Sonne kam auch heraus. Im Schatten war es jedoch sprichwörtlich „schattig“. Ein Teil der Läufer verbringt die Wartezeit in der Guts-Muths Sporthalle. Doch da passen die über 3.000 Marathonläufer nicht alle rein. Zum Glück wurde die Sonne jetzt zunehmend stärker und eine windgeschützte Ecke reichte aus zum Warten. Um 8:30 Uhr stehen alle Läufer auf dem Startfeld. In der Mitte der Läufer ist es immer warm und windgeschützt (Marathonweisheit).

Dann kommt der Kult-Block des Rennsteiglaufes. Die Blaskapelle stimmt das Rennsteiglied an. Ein MUSS für alle Läufer. Ich fühle mich in den Startblock des Freiburg-Marathons erinnert. Auch hier muss die Baden-Hymne gesungen werden (von Badenern sogar mit Hand aufs Herz wie die amerikanischen Soldaten beim Flaggen hissen). Der einzige Unterschied: Ein Thüringer Läufer kann alle Verse seiner Hymne auswendig.

Jetzt sind es noch drei Minuten bis zum Startschuss. Der Hubschrauber kreist bereits über den Läufern. Der Höhepunkt nach dem Rennsteiglied ist der Schneewalzer. Ohne den geht gar nichts! Dreitausend Läufer haken die Ellenbogen ein und lange drei Minuten wird …Schnee, Schnee, Schnee, Schneewalzer tanzen wir…gesungen. Dann fällt der Startschuß!   ENDLICH

Über sechstausend Beine stampfen jetzt wie die Stierhufe in Pamplona.

Ab jetzt werden die Läufer wieder normal.

Das Läuferfeld bleibt für mich ungewöhnlich lange sehr dicht. Über 15 Kilometer. Durch die Starkregen der Vortage gab es sehr viele große und tiefe Pfützen. Wenn dann noch die vielen mächtigen Wurzeln der flachwurzelnden Tannen dazukommen, dann muss es ja eng werden.

Erst bei den richtigen, längeren Steigungen wird das Läuferfeld lichter und übersichtlicher.

 

Die über 1.300 historischen Grenzsteine säumen seit dem 16. Jahrhundert den Rennsteig Weg.

 

 

 

Grenzstein bei Masserberg mit dem Wappen des Fürstentums Schwarzburg Rudolstadt.

 
 

Die Strecke führt von Neuhaus über Steinheid – Dreistromstein – Turmbaude – Eselsberg – Masserberg – Dreiherrenstein – Allzunah – Frauenwald. Dann kommt der Zielendspurt. Die letzten 1,2 km geht es stramm bergauf bis zum Zieleinlauf im Stadion von Schmiedefeld. Wer noch Reserven hat, nimmt dies im Laufschritt. Ehrensache. Diesen Anstieg nur gehend zu nehmen ist auch in Ordnung.

Hier ist der absolute Ausnahmezustand. Ab 8:30 kommen die ersten Läufer ins Ziel. Getaktet durch die unterschiedlichen Startzeiten, Laufdistanzen, zu erwartende Laufzeiten über alle Disziplinen gehen pausenlos bis über 17:00 Uhr hinaus über 13.000 Läufer ins Ziel. Kompliment für diese professionelle Organisation.

Doch wie finde ich meinen Fan-Club? Ohne Handy geht hier gar nichts mehr.

Wie übersteht man solch einen Lauf ohne in ein kalorisches Tief zu fallen?

Dafür ist ausreichend gesorgt. Sehr üppig im Vergleich zu vielen anderen Veranstaltungen. Der Andrang ist groß. Von normalem Wasser, Iso-Getränken, warmem Tee, Bananen, Äpfeln, Zitronenschnitze, Butterbrote, Wurstbrote gibt es hier auch Seltsames.

SCHLEIM: Eine sämige Haferschleimsuppe?

Franzosen würden sagen: „ …was müssen das für Leute sein, die so was trinken?“

 

KÖSTRITZER SCHWARZBIER:

Zum ersten Mal in meinem Läuferleben (nicht Säuferleber!).

Am letzten Getränkestand bei km 37 gibt es Köstritzer Schwarzbier Stammwürze 16%. Einfach nur genial. Die Muskeln werden sowas von tiefenentspannt. Sie kosten nur eine um

3 Minuten längere Laufzeit. So meinte es jedenfalls mein Lauffreund Peter. Er hat meine Ziel Zeit mit 5:03 Stunden gegoogelt. Die 3 Minuten führt er wohl auf das Schwarzbier zurück. Mag sein! Aber ich würde es wieder tun.

 
 


Domino - mein erster Gratulant

Das südliche Thüringen und der Rennsteig ist ein weitläufiges, schönes Land. In weiten Teilen erinnert es mich an unseren Schwarzwald. Nur die Windparks sind wesentlich ausgeprägter.

In den Ortschaften wird es sehr ruhig. Eine Nahversorgung aus Handel, Handwerk und Gewerbe kam nach der Wende nicht zustande.

Die Entwicklungsstufe über eine regionale Wirtschaft wurde übersprungen und die Märkte auf der grünen Wiese schossen förmlich aus dem Boden. Alle Handels- und Lebensmittelketten überboten sich gegenseitig in den Quadratmeterflächen. Das einzige, worin sich alle unterboten, war der Preis. Der Kampf entbrannte nicht für die Kunden, sondern ausschließlich um Marktmacht. Das Gewerkschaftsmotto „ mehr NETTO braucht das Land“ hat der Lebensmittel-Billig-Discounter NETTO gewonnen. Gefühlt an der permanenten Präsenz dieser Märkte hat er das Niveau des Angebotes und der Qualität im wahrsten Sinne des Wortes „erniedrigt“. Schade.

 

 

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Viele Gebäude wie hier in Masserberg zeigen die Liebe der Bewohner zum eigenen Haus und der traditionellen, kunstvollen Fassadenbekleidung.

 

 

 

Ein Stück Tradition des Schieferbergbaues wird ersatzweise für verlorengegangenes Dorfleben gepflegt.

Entschädigt wurden wir bei unserer anschließenden Reise nach Naumburg und Dresden von dem kulturellen Erbe, das glücklicherweise noch da ist.

 

 

3. DESSERT       Schlosslauf in Heiligenberg am 25.05.2017

Den Abschluss des zweiten „Brot für die Welt“- Laufes bildete der Schlosslauf beim Schloss Heiligenberg im Linzgau. Direkt im Hinterland des Bodensees oberhalb von Frickingen, Markdorf und Salem gelegen.

Mein Freund und Bäckerkollege Josef Baader und seine liebe Frau Elisabeth aus Frickingen unterstützten mich bei meinem Brotlauf zugunsten des Erdnussprojektes für die Landfrauen in Mosambik.

Da war es für mich eine Selbstverständlichkeit, trotz eigentlicher Ruhephase nach dem anstrengenden „Bergmarathon“ auf dem Rennsteig (vier Tage später) die 10,6 km Strecke mitzulaufen.


Eine begeisterte Mannschaft aus Verkäuferinnen und Bäckern gingen Laufend, Joggend oder Walkend auf die Strecke. Das soll mal einer nachmachen!!

Bleibt mir nur noch DANKE zu sagen an meine zwei Verbündeten – an meine Edel-Fans

Karin Kornelie und Domino vom River View.

    

Ihr habt eure Sache bestens gemacht! Ich freue mich schon auf den Juni-Marathonlauf

Euer Brotläufer JFS

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NACHKLAPP: ÜBER LAND & LEUTE & REGION

Quelle: wikipedia

GESCHICHTE

DER RENNSTEIG WANDERWEG IN THÜRINGEN

Der Rennsteig ist ein etwa 170 km langer Kammweg sowie ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Außerdem ist er der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Er beginnt im Eisenacher Stadtteil Hörschel am Ufer der Werra und endet in Blankenstein an der Selbitzbrücke. Sein Wegzeichen ist ein weißes R.

Ersterwähnung und Namensdeutung

Seine erste Erwähnung fand der Rennsteig als Rynnestig in einer am 10. August 1330 in Schmalkalden ausgefertigten Urkunde über den Verkauf des „Frankensteiner Wildbannes“ bei den dort angegebenen Grenzpunkten.[1] Etymologen sind sich über die Bedeutung des Namens nicht schlüssig. Er lässt sich auf die Jägersprache Rain im Sinne von Grenze zurückführen. Im Althochdeutschen ist der renniweg im Gegensatz zu befahrbaren Heerstraßen ein schmaler Lauf- oder Reitweg. In der Bergfreiheit für Goldlauter von 1546 ist dann vom Rensteig die Rede.

Neben dem heute bekannten Rennsteig gab es im gesamtdeutschen Raum etwa 250 weitere Rennsteige und Rennwege. Diese waren teilweise älter und teilweise jünger als der des Thüringer Waldes. Die Deutung als reiner Grenzweg lässt sich damit teilweise widerlegen.

Mittelalter

Im Mittelalter markierte der Rennsteig die Grenze des Herzogtums Franken zur Landgrafschaft Thüringen. Auch heute noch grenzt er deutlich die fränkischen Gebiete Südthüringens vom überwiegend thüringisch-obersächsisch geprägten Thüringen ab.

Neuzeit und Entwicklung als Wanderweg

Im Jahre 1829 unternahm der Topograf Julius von Plänckner die erste Rennsteigwanderung von Blankenstein nach Hörschel, nachdem er die beiden Orte auf Grund der Topografie als Beginn und Endpunkt des Rennsteiges ermittelt hatte. Er kartografierte den Weg, seine Beschreibung fand 1832 zusammen mit der Erstveröffentlichung einer Rennsteigkarte Eingang in das Taschenbuch für Reisende durch den Thüringerwald und begründete so die touristische Nutzung des Rennsteiges.[2]

Der Rennsteigverein veranstaltete von 1897 bis 1942 jährlich um die Pfingstzeit die große „Runst“, eine Rennsteigwanderung. Die Rennsteigwanderung wurde in sechs Etappen bestritten. Nach diesen Etappen orientieren sich auch die meisten heutigen Wegbeschreibungen.

Während der deutschen Teilung war der Rennsteig nicht durchgehend begehbar, da er insgesamt sechsmal die damalige innerdeutsche Grenze überschritt. In dieser Zeit begann er offiziell am Vachaer Stein, einem Pass kurz vor der Hohen Sonne, und endete in Neuhaus am Rennweg. Hörschel war seit 1952 aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Grenze Sperrgebiet, ebenso führt der Weg östlich von Neuhaus durch ehemaliges Sperrgebiet. In Oberhof bestand in der Zeit der DDR ein (später abgerissenes) Hotel in Form eines Grenzsteines.

Nach mehr als 40 Jahren der Trennung wurde der Rennsteig anlässlich der ersten deutsch-deutschen Rennsteigwanderung von Brennersgrün nach Spechtsbrunn am 28. April 1990 wieder offiziell eröffnet und war wieder durchgehend begehbar. Dorothee Wilms, die damalige Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen und Sybille Reider, die Ministerin für Handel und Tourismus der DDR, durchschritten dabei symbolisch an der Schildwiese bei Spechtsbrunn das Grenzband. Ein Gedenkstein „Frei ist der Kammweg“ und verschiedene Informationstafeln erinnern seitdem an die Geschichte und das Ereignis.

Der Ausbaugrad des Weges spiegelt seine Geschichte noch immer wider: Während der westliche Teil bis Neuhaus über eine hohe Dichte an Schutzhütten und Rastgelegenheiten sowie eine dichte Ausschilderung verfügt, hat der Abschnitt in Franken nur wenig dieser Infrastruktur zu bieten. Zudem führt ein beträchtlicher Teil des östlichen (oberfränkischen) Abschnitts noch immer an zum Teil stark befahrenen Straßen entlang.

In Thüringen wurde der Rennsteig am 23. September 1997 als Kulturdenkmal in das Denkmalbuch des Freistaates Thüringen eingetragen. Im September 2006 erfolgte eine Korrektur aus denkmalrechtlichen Gründen. Seitdem ist der Höhenweg nicht als Denkmalensemble, sondern als Einzelkulturdenkmal im Sinne einer Sachgesamtheit ausgewiesen. Der Denkmalschutz bezieht sich auf den historischen Verlauf des Rennsteigs sowie seine Sachteile Grenzsteine, Wegweiser, Gedenksteine und Schrifttafeln sowie Wegkreuzungen, Pässe und Raststätten.

Rennsteigsteine

Entlang des Rennsteigs stehen etwa 1300 historische Grenzsteine. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Rennsteig, der überwiegend ein Grenzweg war, mit diesen politischen Hoheitszeichen markiert. Besonders bemerkenswert sind die 13 Dreiherrensteine, von denen jedoch nur zehn direkt am Rennsteig liegen. Im Volksmund entstand für diese Grenzsteine die Bezeichnung Rennsteigstein. Die heute noch vorhandenen Grenzsteine stammen überwiegend aus dem 18. Jahrhundert. (Siehe auch Liste von Rennsteiggrenzsteinen im Abschnitt Saarzipfel–Hohe Heide)

Außer Grenzsteinen stehen am Rennsteig auch Forststeine sowie Steinkreuze und Gedenksteine.

„Ein deutscher Bergpfad ist’s! Die Städte flieht er und birgt im Dickicht seinen scheuen Lauf.“

– Joseph Victor von Scheffel: Am Anfang, 1863

„Zur Juni-Zeit etwa, wenn aus den Schluchten der bewaldeten Höhen, die das Thüringer Becken durchziehen, die schweren Düfte des Jasmins, des Faulbaums quollen, waren es köstliche Wandertage, hier durch das von Industrie fast freie, mild-begünstigte, fruchtbare Land mit seinen freundlichen Haufendörfern aus Fachwerkbauten; und kam man dann aus der Gegend des Ackerbaus in die der vorwiegenden Viehzucht und verfolgte den sagenumwobenen Höhenpfad des mit Fichten und Buchen bestandenen Kammgebirges, den ›Rennsteig‹, der mit seinen Tiefblicken ins Werratal sich vom Frankenwald gegen Eisenach, die Hörselstadt, erstreckt, so wurde es immer schöner, bedeutender, romantischer…“

– Thomas Mann: Doktor Faustus, 1947

Funktionen des Rennsteigs

Wander- und Radweg

Der Rennsteig war bis Ende 2010 ein vom Deutschen Wanderverband ausgezeichneter Qualitätswanderweg.[6] Er wurde um 1890 von August Trinius für die Wanderbewegung entdeckt und vor allem durch die Publikationen des 1896 gegründeten Rennsteigvereins weit über die Grenzen Thüringens und Frankens bekannt. Der Rennsteig-Radwanderweg wurde am 19. Juni 2000 eröffnet. Er ist überwiegend mit einer wassergebundenen Decke versehen, teilweise wird er auch auf ruhigen Landstraßenabschnitten geführt. Hier und da weicht er vom historischen Rennsteig ab, so dass starke Steigungen vermieden werden. Dadurch ist er etwa 30 km länger als der Wanderweg. Im Winter, bei hohem Schnee, sind Skilanglauf oder Wanderungen mit Schneeschuhen möglich; der Rennsteig wird in Teilbereichen als Winterwanderweg gepflegt.

Sprachgrenze

Als Sprachgrenze trennt der Rennsteig die ostfränkischen Dialekte Hennebergisch, Itzgründisch und Oberfränkisch von den thüringischen Dialekten Zentralthüringisch, Ilmthüringisch und Südostthüringisch, die im Gebirge, auf der Nordseite und östlich des Thüringer Waldes gesprochen werden.

Wasserscheide

Des Weiteren bildet der Rennsteig die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen Werra/Weser, Saale/Elbe und Main/Rhein. Am Dreistromstein bei Siegmundsburg treffen die Einzugsgebiete aller drei Ströme aufeinander.

 

 

Verlauf

Der Rennsteig verläuft auf der Kammlinie des Thüringer Mittelgebirges von Nordwest nach Südost meist in Höhen von rund 500 bis 970 Metern. Er beginnt im Eisenacher Stadtteil Hörschel an der Werra (196 m ü. NHN) und endet nach 168,3 km (historische Länge) in Blankenstein an der Saale (414 m ü. NHN). Im Jahr 2003 wurde der Rennsteig durch das Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation neu vermessen; dabei wurde eine Gesamtlänge von 169,29 km ermittelt. Der Rennsteig überquert die ehemalige deutsch-deutsche Grenze insgesamt sechsmal. Die Markierung ist durchweg sehr gut, meist ein weißes R, das Mareile genannt wird. Seit 2008 wurden auf Wunsch von Wandervereinen sechs lokale Alternativrouten ausgeschildert, die die Hauptverkehrsstraßen vermeiden oder reizvolle Aussichtspunkte anbinden. Diese Varianten sind insgesamt etwa 22 Kilometer lang und wurden mit einem blauen R gekennzeichnet. Entlang des Rennsteiges gibt es zahlreiche Rastplätze und circa alle 5 bis 10 Kilometer kleine offene Unterstandshütten. Zur medizinischen Versorgung wurden Stützpunkte der Thüringer Bergwacht eingerichtet. 

 

Der Bachlauf der Spitter überquert im Bereich des Naturschutzgebietes Ebertswiese, auf 700 Meter Höhe, als einziges fließendes Gewässer im mittleren Teil des Rennsteigs den Verlauf des Höhenweges, um dann den nahe gelegenen Spitterfall zu speisen. Ein zweiter, den Rennsteig querender Bachlauf befindet sich mit der Dober im südöstlichen, schon zum Frankenwald gerechneten Teil direkt an der thüringisch-bayerischen Grenze westlich von Brennersgrün, einem Ortsteil der Stadt Lehesten.

Quer zum Rennsteig verlaufen vier Tunnel: Zum einen der nach ihm benannte Rennsteigtunnel, mit seinen 7916 und 7878 Metern (zwei Röhren) der längste Straßentunnel Deutschlands. Dabei handelt es sich um den im Jahr 2003 eröffneten Autobahntunnel der A71. Der zweite ist der 3039 Meter lange Brandleitetunnel, der 1884 eröffnet wurde und die Bahnstrecke Erfurt–Schweinfurt unter dem Thüringer Wald hindurchführt. Beide Tunnel kreuzen sich mit einem vertikalen Abstand von nur sieben Metern. Der dritte ist der 549 Meter lange Förthaer Tunnel der Werrabahn. Der vierte ist der 8314 Meter lange Tunnel Bleßberg der in Bau befindlichen Bahnstrecke Nürnberg–Erfurt.

 

Daten zu Rennsteig Thüringen

Länge

170 km

Lage

Thüringen und Bayern, Thüringer Wald

Markierungszeichen

Weißes R

Startpunkt

Hörschel
♁51° 0′ 29″ N, 10° 13′ 44″ O

Zielpunkt

Blankenstein
♁50° 24′ 0″ N, 11° 42′ 0″ O

Typ

Fernwanderweg

Höhenunterschied

787 m

Höchster Punkt

Großer Beerberg, 983 m

Niedrigster Punkt

Hörschel, Werraufer, 196 m

Schwierigkeitsgrad

mittel

Jahreszeit

ganzjährig

Aussichtspunkte

Großer Inselsberg, Plänckners Aussicht

Besonderheiten

Folgt Handelspfaden, die sich teilweise bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen.

 

Das Rennsteig-Haus in Hörschel,
unweit des Rennsteigbeginns

Rennsteig an der Alten Ausspanne
bei Tambach-Dietharz

Grenzstein bei Masserberg
mit Wappen des Fürstentums
Schwarzburg-Rudolstdt

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