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BROTLAUF JFS Victoria-Wasserfall in Simbabwe - 18.Juni 2017

Der dritte Brotlauf-Marathon geht zu den Victoria-Wasserfällen in Simbabwe
im Süden des afrikanischen Kontinents.

 

 

 

Flagge von Simbabwe

Wappen von Simbabwe

 

Wenn der Brotläufer für eine Landfrauengruppe im Süden Afrikas -in Mosambik- läuft, ist es naheliegend, dass ein Marathon auch auf diesem Kontinent stattfindet. Zu gerne wäre ich direkt in Mosambik gelaufen, jedoch konnte ich keinen Lauf ausfindig machen. Zumindest keinen Marathonlauf, der gewisse internationale Standards erfüllt und „gesichert und organisiert“ abläuft.

Die landesspezifischen Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes der BRD animieren ja nicht unbedingt, hier einen Marathon zu laufen.
Die ausgesprochen schwierige politische, wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung hat zu einem Anstieg der Kriminalit
ät geführt. In Notfällen ist von den Sicherheitskräften in der Regel keine Hilfe zu erwarten.
Das politische System des Präsidenten, Staatsoberhaupt und Regierungschef in einer Person, Robert Gabriel Mugabe (seit 31.12.1987; 1980-1987 Premierminister). Letzte Wahl: 31.07.2013, nächste Wahl: Mitte 2018, ist korrupt und diktatorisch aufgestellt. Wahlen sind weder transparent noch korrekt. Die Regierungspartei: ZANU-PF (Zimbabwe African National Union - Patriotic Front): Der Vorsitzende, Präsident Robert Mugabe bestimmt die Spielregeln alleine.

Die Bevölkerung, also nicht die Partei- und Staatsbediensteten, leidet unter extremer Arbeitslosigkeit, Hunger, Energieknappheit, Perspektivlosigkeit und Binnenflucht.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug 2015 14,27 Milliarden US-Dollar (nominell). Das BIP/Kopf betrug 2015: 1.064 US-Dollar

Und trotz all dieser Umstände war es mir wichtig, stellvertretend für Mosambik im Nachbarland Simbabwe symbolisch meinen III. Brot-Lauf-Marathon zu laufen.

Fünf Brotläufer haben sich auf den Weg gemacht, im Norden von Simbabwe, in der Vier-Länder Region Simbabwe-Sambia-Botswana-Namibia direkt an den Victoria-Wasserfällen am Fluss Sambesi den internationalen Victoriafall-Marathon am 18. Juni 2017 zu laufen.

Natürlich eine Herausforderung für alle Brot-Läufer. So richtig wusste ja keiner, auf was er sich einlässt.

  • Wie ist die Strecke, das Wetter, die Temperatur?
  • Ist die Wasserversorgung auf der Strecke gesichert?
  • Gibt es eine medizinische Versorgung, wenn erforderlich auf der Strecke?
  • Wie ist das mit den Tieren im Sambesi-Nationalpark? Hier sind die Tiere ja nicht in Käfigen eingesperrt.

Also Bammel hatten wir schon. Die einzige Vorbereitungsmöglichkeit für uns war, den Video-Clip des Veranstalters aus dem vergangen Jahr anzuschauen. Einfach auf die im Hintergrund auftauchenden Frage eine Antwort zu finden. Und die Antworten haben wir auch gefunden. Es lohnt sich auch für meine Leser, diesen Trailer anzuschauen, um einen Eindruck dieser gewaltigen Lauf-Landschaft um und über den Sambesi mit der Tierwelt und Natur zu bekommen.
www.vicfallsmarathon.com/news-media/video/

Die gesamte Laufveranstaltung umfasst den

  • 42,2 km Marathon (276 Läufer),
  • 21,1 km Halb-Marathon (1165 Läufer) und einen
  • 7,5 km „Fun-Lauf“ für alle Leute, die einfach Lust auf eine Abwechslung
    in ihrem sonst doch schwierigen Alltag suchten.

Der Lauf hatte eine perfekte, doch ungemein praktische Organisation. Die Kleiderbeutel wurden auf einer Pritsche eines kleinen Lastwagens gesammelt. Kleiderbeutel haben ohnehin nur die ausländischen Gäste. Die afrikanischen Läufer haben nur das, was sie am Leibe tragen. Die Zeiterfassung ist perfekt und deckt alle Schlupflöcher für findige „Abkürzer und Ortskundige“ auf.
Gestartet wird bei Sonnenaufgang. Also gegen 6:30 Uhr. Im vergangen Jahr hat zu dieser Uhrzeit gerade eine Elefantengruppe die Straße im Startbereich gequert. Was liegt also nahe: Mit dem Startsignal einfach zu warten, bis die Elefanten von alleine weitergezogen sind. So etwas macht einen Lauf fern unserer Perfektion einfach sympathisch.

Wir befinden uns gerade in der Trockenzeit (Winter). Das ist gut für die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und für das Mückenproblem (Malaria wollte ja keiner bekommen).
Die Sonne geht geregelt um 6:00 Uhr auf und um 18:00 Uhr unter. Ratzfatz!
Da wir uns auf einer Höhe von ca. 800 – 1000m befinden, wird es nachts angenehm frisch mit ca. 12°C. Die Temperaturen steigen dann tagsüber auf ca. 28°-30°C an. Die Luft in der Trockensavanne ist angenehm. Für einen Ofenbäcker also eine fast ideale Temperatur.

Der Lauftag
Heute Nacht war es bewölkt. Also ideales Laufwetter. Während des ersten Drittels des Laufes hielt sich die Bewölkung, somit eine Lauferleichterung. Doch dann ging die Sonne zur Sache. Schattenspendende Bäume und Sträucher hätte es schon gegeben, doch die Sonne kam senkrecht von oben. Somit hatte ich bis zum Zieleinlauf dann doch mit 33°C zu kämpfen.

Der Startplatz ist direkt im Ort Victoriafalls. Keine Hektik, kein Geschrei, die Läufer kommen per Taxi, Kleinbussen, Fahrräder oder die meisten einfach zu Fuß. Die schwarzen „Eliteläufer“ üben sich noch in Steigerungsläufen auf der ansteigenden Straße. Dafür hatte ich weder Lust noch Energie, die brauch ich ja noch später.
Das Startsignal ist unspektakulär. Ich glaube hier gibt es keinen Startschuss. Diesen heben sich die Nationalpark-Ranger für den Ernstfall auf der Strecke auf. Wer weiß, was da auf der Strecke noch auf uns zukommt?

                                                                                       

Die Straße führt hinab Richtung der berühmten Sambesi Brücke unmittelbar über die Victoriafälle in Richtung Sambia. Wüssten wir vom Vortag nicht, dass die Wasserfälle eine unvorstellbare Gischt aus richtig dicken Wassertropfen bildet, so hätten wir jetzt an einen beginnenden Regen geglaubt. Schnell noch ein Foto direkt auf der Brücke Richtung Wasserfälle – an der Stelle tags zuvor die Bunge-Jumper in die Tiefe stürzten- dann nach einer Kehrtwende in Sambia wieder zurück nach Simbabwe. Am Umkehrpunkt wurde auf eine elektronische Chip-Matte verzichtet. Hier erfolgt eine handschriftliche Startnummer-Erfassung. Wir würden es vielleicht eine ABM-Maßnahme nennen, hier ist es einfach eine kleine praktische Problemlösung.
Im Brückenbereich begegnen wir immer wieder den „Fahrradkurieren“ (oder Schmugglern?). Diese transportieren auf völlig überladenen Fahrrädern Waren von Simbabwe nach Sambia und umgekehrt.
Nun geht es direkt in den Sambesi-Nationalpark entlang des Sambesi Flusses. Ein sicheres Geleit auf der „freien Wildbahn‘“ geben uns die Nationalpark-Ranger. In einem Kleinbus werden diese verteilt.


Alle paar hundert Meter wird ein Wächter „ausgesetzt“. Sichtbar müssen diese uns heute nur vor Warzenschweinen, Affen und Impalas „schützen“. Die großen Tiere wie Elefanten und Hippos haben sich heute angesichts der Läufer etwas zurückgezogen. Alleine die riesigen „Elefanten-Kothaufen“ und die vielen Tierspuren verraten uns: Da gibt es noch viel mehr Tiere im wahrsten Sinne des Wortes “im Busch“.
Die Getränkeversorgung ist ausgezeichnet und häufig. Hier könnten sich viele europäische Veranstalter eine Scheibe abschneiden.
Zuschauer an der Strecke gibt es so gut wie keine. Wo sollen diese Leute auch herkommen.



Ab und zu eine Gruppe Kinder, die endlich mal Aktion auf der sandigen Straße sehen.
Auch eine simbabwische Trommel-Gruppe unterstützt die Läufer auf der Strecke.

Die Vorstellung des Brotläufers, eine Marathonstrecke entlang eines Flusses müsste zwangsläufig ein ebener Lauf werden, wurde postwendend korrigiert. Über 800 Höhenmeter ergaben sich bis zum Ziel. Dies erklärt auch die sogenannten Gehpausen, die immer wieder dazwischen eingelegt werden mussten.

Ab Kilometer zwanzig, also nach der Hälfte, wurde die Zahl der mich überholenden Läufer geringer. Jetzt scheint meine Zeit gekommen zu sein. Offensichtlich werden auch die langen, schwarzen Beine der Afrikaner irgendwann müde. Oder diese bekamen Krämpfe, mussten Pause einlegen oder wegen Krämpfe gar aufhören. Jetzt wurde offensichtlich die anfängliche Zurückhaltung meines Tempos belohnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Ich kämpfte und litt mit den anderen Läufern – bis ich einen Läufer bei Kilometer 25 vor mir laufen sah. Er lief in Socken, sicher nicht weil er cool sein wollte, sondern weil er sich wahrscheinlich keine Schuhe leisten konnte. Die Socken waren an den Fersen schon komplett durchgelaufen. Warum meckern wir dann bereits über unsere Schuhe, wenn die Dämpfung vermeintlich nicht mehr in Ordnung und optimal sein könnte?
Mich beschäftigen beim Laufen immer die Kleinigkeiten. Diese machen mich oft viel nachdenklicher als neue Streckenrekorde oder vermeintliche Superlative.

Das Ziel war glücklicherweise in nicht mehr zu weiter Entfernung. Auch hatte ich das Gefühl, jetzt reicht es. Die Lautsprecher im Stadion von Victoriafalls waren schon zu hören. Die Straße war richtig heiß, staubig – einfach ätzend.
Dann der Zieleinlauf. Mein neuer Fanclub und unterstützende Brotläufer – die Familie Baader- wartete bereits im Ziel und nahmen mich gebührend in Empfang. Sie waren zum ersten bzw. zum zweiten Mal eine Halbmarathondistanz gelaufen. Gratulation!
Ein sehr emotionaler Moment für mich.

DANKE LIEBE BROTLAUF-FREUNDE!


von links nach rechts: Elisabeth, Nils, Johannes, Josef, Franziska

Die gemeinsame Schlussrunde im Stadion gehörte uns fünf Brotläufern. Toll! Wir fühlten uns wie auf Wolken getragen.

Bis ein fremder Marathonläufer ein No-go begehen wollte. In der letzten Hälfte der Stadionrunde setzte dieser zum Überholen an. Womöglich habe ich ihn die letzten zig-Kilometer mitgezogen?
Und jetzt dieses Ansinnen. „DAS GEHT GAR NICHT“!


Offensichtlich hatte ich genügend Konditionsreserven mit ins Ziel gebracht. Ich konnte –leider muss ich hier etwas angeben- nochmal richtig Gas geben. Die Schrittfrequenz um über 20% steigern, die Geschwindigkeit nach 42,27 km und über 31°C noch auf 4:12 Min/km steigern.


Lieber Georg Monet, US-Amerikaner mit der Startnummer 36. So was macht man nicht. Vielleicht beim New-York Marathon, aber nicht hier beim Victoriafalls-Marathon!

Link zum Video-Clip im Zieleinlauf.

Herzliche Grüße bis zum Juli-Marathon
Euer Brotläufer
JFS



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Quelle: Wikipedia

Simbabwe [zɪmˈbapvə] (in der Schweiz offiziell Zimbabwe; englisch Zimbabwe [zɪmˈbɑːbwɪ]; übersetzt „Steinhäuser“ in der Sprache der Shona), das ehemalige Südrhodesien, ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika. Der Name Simbabwe geht auf die heute Great Zimbabwe genannte Ruinenstätte zurück, die größten vorkolonialen Steinbauten im südlichen Afrika.

Das Land wird von Robert Mugabe, der 1980 erstmals zum Premierminister und 1987 zum Präsidenten gewählt wurde, diktatorisch regiert. In Simbabwe sind Hunger, Arbeitslosigkeit, Energieknappheit und Binnenflucht weit verbreitet. Im Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen nahm Simbabwe 2014 unter 188 Ländern den 155. Platz ein. In der Rangliste des Happy Planet Index der New Economics Foundation in Zusammenarbeit mit Friends of the Earth belegte Simbabwe in zwei aufeinander folgenden Studien in den Jahren 2006 und 2009 weltweit den letzten Platz.

Geografie

Simbabwe liegt zwischen den Breitengraden 15° und 23° Süd und den Längengraden 25° und 34° Ost und hat als Binnenstaat keinen eigenen Zugang zum Meer. Es grenzt an Südafrika (225 km), Botswana (831 km), Sambia (797 km, ehemals Nordrhodesien) und Mosambik (1231 km). Der Sambesi bildet die nördliche Grenze zu Sambia. Simbabwe hat eine Fläche von 390.757 km², wovon 3910 km² Wasser sind. Die Gesamtfläche des Landes entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und Belgien. Die höchste Erhebung mit 2592 m, der Inyangani, liegt im östlichen Hochland nördlich von Mutare im Nyanga-Nationalpark.

        

 

Klima

Simbabwe hat ein subtropisches bis tropisches Klima mit feuchtem, teilweise schwül-heißem Sommer (bis über 35 °C) und winterlicher Trockenzeit mit angenehmer Wärme (um 25 °C). In den höheren Lagen, die den größten Teil des Landes ausmachen, ist die sommerliche Hitze gemäßigt (25 bis 30 °C) und im Winter gibt es ab und zu gemäßigte Nachtfröste (bis −5 °C). Die Regenzeit dauert von November bis März, wobei über 90 % der jährlichen Niederschläge fallen, die im Schnitt 1000 mm betragen. In der Hauptstadt Harare liegt die durchschnittliche Temperatur bei 20 °C,
sonst bei 19–22 °C.

In einigen Jahren, wie etwa 2007/2008, kam es zu ungewöhnlich hohen Niederschlägen, die Todesopfer forderten und Ernten bedrohten. 2015/2016 kam es zu einer schweren Dürrekatastrophe.

Flora und Fauna

Das Land ist fast durchweg von Trockensavanne bedeckt, dominierend sind Miombo- und Mopane-Wälder. Häufig anzutreffen sind außerdem Affenbrot- und Leberwurstbaum sowie Schirmakazien. Das Gras der Savanne ist in der Trockenzeit braun und verdorrt, erreicht aber zum Ende der Regenzeit eine Höhe von bis zu zwei Metern; es bildet die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten.

Bevölkerung

Der größte Teil der Bevölkerung wird von den Shona gestellt (ca. 70 %). Daneben spielen noch die Ndebele eine wichtige Rolle (13 %), ferner gibt es die Chewa (6 %) und mehrere kleinere Ethnien mit lokal begrenztem Siedlungsraum wie die Tonga am Sambesi und die Tsonga und die Venda im südlichen Simbabwe.

Seit der Gründung der britischen Kolonie Rhodesien durch ihren Namensgeber Cecil Rhodes im 19. Jahrhundert wanderten weiße Händler und Farmer aus Großbritannien und Südafrika ein, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts knapp fünf Prozent der Bevölkerung stellten. Doch schon bald nach der Unabhängigkeit des heutigen Simbabwe ging deren Zahl zurück. Da diese Bevölkerungsgruppe eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielte, führte ihre Auswanderung seit den 1980er Jahren zur Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme des einst für afrikanische Verhältnisse reichen Landes. Viele Farmer sind in benachbarte Länder ausgewandert und setzen ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten nun dort um. Heute leben schätzungsweise weniger als 20.000 Europäer im Land. Darüber hinaus gibt es auch eine Bevölkerungs-gruppe, die aus Verbindungen von Europäern mit der einheimischen schwarzen Bevölkerung hervorgegangen ist, und eine kleine vom indischen Subkontinent stammende Minderheit.

Bevölkerungsentwicklung

Das einst starke Bevölkerungswachstum ist seit der Jahrtausendwende aufgrund der extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes und der AIDS-Epidemie praktisch zum Stillstand gekommen. In neuester Zeit (2005) scheint es sogar zu einem Bevölkerungsrückgang zu kommen, wobei auch Abwanderung eine Rolle spielt. Bis zu drei Millionen Simbabwer sollen illegal nach Südafrika eingewandert sein. In keinem Land der Welt ist die Lebenserwartung innerhalb so kurzer Zeit derart stark zurückgegangen: in weniger als einem Jahrzehnt von 55 auf 44 Jahre. Die Lebenserwartung stieg jedoch bis 2013 wieder auf 60 Jahre.

Weltweit gehört Simbabwe zu den von HIV und AIDS am stärksten betroffenen Ländern. Rund ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung ist nach offiziellen Angaben von der Krankheit betroffen. Bei einer Gesamtbevölkerung von rund zehn Millionen gibt es über 100.000 Menschen pro Jahr, die an AIDS sterben. Da vor allem die 20-40-Jährigen betroffen sind, sind gewachsene Bevölkerungsstrukturen und die Altersstruktur des Landes aus dem Gleichgewicht geraten. Fast 80 Prozent aller mit HIV infizierten Jugendlichen sind Frauen. Eine neue soziale Randgruppe sind die sogenannten AIDS-Waisen, deren Zahl bei etwa 1,6 Millionen liegt.

Aktuelle Quellen geben das Bevölkerungswachstum hingegen mit 4,357 % an, das 2. höchste der Welt. Die Geburtenrate wird mit 32,19 und die Sterberate mit 12,38 je 1000 Einwohner angegeben. 41,9 % der Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt 18,9 Jahre (Deutschland: 45,3 Jahre).

Religion

85 % der Bevölkerung sind Christen und 62 % besuchen regelmäßig den Gottesdienst. Die größten christlichen Gemeinden sind die Anglikanische, Römisch-Katholische und Methodistische Kirche. Wie in den meisten anderen ehemaligen europäischen Kolonien mischen sich Reste lokaler Religionen aus der Zeit vor der Christianisierung in den christlichen Glauben. Daneben und teilweise mit christlichen Glaubensinhalten vermischt gibt es naturreligiöse Vorstellungen wie Ahnenkult, Besessenheitskulte wie Mashawe und Heilserwartungen.

Etwa 50.000 Zimbabwer und 20.000 Menschen in den Nachbarländern verehren den Himmelsgott Mwari. Über den Monotheismus hinaus hatten diese Lemba seit jeher noch weitere Vorstellungen und Riten mit dem Judentum gemeinsam.

Weniger als ein Prozent der Bevölkerung sind Muslime.

Koloniale Herrschaft

Ab 1893 erwarb Cecil Rhodes das Ndebeleland und überließ die Förderung der Bodenschätze, das fruchtbare Land und die Nutzung der Arbeitskraft der Einheimischen nach blutigen Eroberungskriegen den britischen Einwanderern. Nach ihm benannt, entstand im Binnenland des südlichen Afrika die Kolonie Rhodesien, die 1911 in Nordrhodesien (heute Sambia) und Südrhodesien, das heutige Simbabwe, geteilt wurde. Dieser durch sein mildes Klima begünstigte Teil wurde 1922 zur Siedlungskolonie. Dessen weiße Selbstverwaltung komplettierte mit ihrem Landgesetz von 1930 das Werk Rhodes’; Landbesitz und damit die fruchtbarsten Regionen des Landes waren danach den britischen Kolonisten vorbehalten. Die Landwirtschaft der afrikanischen Ureinwohner wurde in unfruchtbare Regionen verdrängt. Auf der einen Seite bestimmte die Selbstverwaltung, wer aus dem Mutterland überhaupt einwandern durfte. Europäische Flüchtlinge waren unerwünscht, sodass eine hierdurch mögliche Aufstockung der weißen Bevölkerung nach 1945 ausblieb.

Föderation von Rhodesien und Njassaland

Vom 1. August 1953 bis zum 31. Dezember 1963 war das Gebiet des heutigen Simbabwe (damals Südrhodesien) zusammen mit den ehemaligen britischen Kolonien Nordrhodesien (heute Sambia) und Njassaland (heute Malawi) Teil der Föderation von Rhodesien und Njassaland. Von 1964 bis 1965 blieb Südrhodesien weiterhin britische Kolonie.

Einseitige Unabhängigkeitserklärung

Während im benachbarten Nordrhodesien und Njassaland schwarzafrikanische Mehrheitsregierungen die Macht ergriffen, erklärte — stark ermutigt von der an einer Apartheid-Politik interessierten südafrikanischen Regierung — eine weiße Minderheitsregierung unter Ian Smith am 11. November 1965 einseitig die Unabhängigkeit als „Rhodesien“, das zunächst innerhalb der Monarchie unter der Krone verblieb. Die britische Regierung hatte sich den Unabhängigkeitsbestrebungen wegen der unzureichenden politischen Beteiligungsmöglichkeiten der schwarzen Mehrheitsbevölkerung in der Kronkolonie entgegengesetzt und erklärte demzufolge diesen Schritt für illegal. Der 1963 gegründete Geheimdienst Central Intelligence Organisation, dem bis heute die Verfolgung von Oppositionellen vorgeworfen wird, wurde beibehalten.

(Süd-)Rhodesien war entsprechend der Entwicklung in den anderen britischen Siedlungskolonien formal eine parlamentarische Demokratie, in der jedoch der schwarzen Bevölkerungsmehrheit erst 1978 vergleichbare politische Teilnahmerechte gewährt wurden. An der Spitze der Regierung stand ein Premierminister. Staatsoberhaupt war zunächst nach der einseitigen Erklärung der Unabhängigkeit am 11. November 1965 weiterhin die britische Königin, vertreten durch einen Officer Administering the Government of Rhodesia, ab Inkrafttreten der republikanischen Verfassung am 2. März 1970 ein Präsident.

Von der Unabhängigkeit bis etwa 2007

Nach der Unabhängigkeit Simbabwes im Jahr 1980 galt das Land lange Zeit als Vorbild für eine friedliche postkoloniale Transformation. Die soziale und politische Lage verschlechterte sich 1991 bis 2009 jedoch wieder deutlich, und es lebten etwa vier bis fünf Millionen Simbabwer im Exil.

Die parlamentarische Regierungsform wurde nach 1980 zunächst beibehalten. Die Legislative bestand aus dem House of Assembly mit 100 auf fünf Jahre gewählten Abgeordneten, von denen 20 Mandate bis 1987 für die weiße Bevölkerungsminderheit reserviert waren, und dem bis 1989 bestehenden Senat, dessen 40 Mitglieder mehrheitlich vom House of Assembly gewählt und ein kleinerer Teil von den Stammeshäuptlingen nominiert und vom Präsidenten ernannt wurden. Auch hier waren bis 1987 20 Prozent der Mandate der weißen Minderheit vorbehalten. Mit den Jahren begann Mugabe das Land zunehmend autokratisch und diktatorisch zu führen, auch mit Hilfe des von der Vorgängerregierung übernommenen Geheimdienstes Central Intelligence Organisation. Zum Jahreswechsel 1987/1988 wurden in Simbabwe Verfassungsänderungen eingeleitet, die nach Ansicht von Beobachtern auf längere Sicht auf die Bildung eines sozialistisch orientierten Einparteienstaates abzielten. Simbabwe wurde in eine Präsidialrepublik umgewandelt, die Position des Premierministers wurde abgeschafft; der Amtsinhaber wurde Staatspräsident mit den Befugnissen eines Regierungschefs.

Nach Amtsantritt 1980 förderte die Regierung Mugabe Kleinbauern und startete mehrere Regierungsprogramme, unter anderem im Gesundheits- und Bildungsbereich. Die Wirtschaftsleistung der Kleinbauern nahm zu (3,6 Prozent Wachstum pro Jahr). Erfolge wurden auch bei den anderen Programmen erzielt und soziale Indikatoren verbesserten sich enorm. So sank z. B. der Anteil der Kinder mit Mangelernährung von 22 (1980) auf 12 Prozent (1990).

Die Lebenserwartung stieg zwischen 1980 und 1990 deutlich, die Kindersterblichkeit ging von 86 Promille auf 49 zurück. Problematisch blieb in Bezug auf die Arbeitslosigkeit die Wirkung des hohen Bevölkerungswachstums, wenngleich sich die Anzahl der Beschäftigten von 1980 bis 1991 um über 20 Prozent erhöhte. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum pro Jahr von 1980 bis 1989 betrug 4,5 % des BIP (unter der Vorgängerregierung 1966–1979: 3,8 %).


Shona-Gehöfte bei Murew

Seit 1990 wird der Präsident in direkten Wahlen für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Ab 1991 veränderte die Regierung unter Mugabe mit einem „Strukturanpassungsprogramm“ ihren Kurs deutlich hin zu einer größeren Marktorientierung, auch auf Druck und mit Unterstützung des IWF und der Weltbank. Die Begründung für die Politik bildete das Anstreben von mehr Auslandsinvestitionen durch internationale Unternehmen. Die Regierungsprogramme wurden mit einem Austeritätsprogramm deutlich gekürzt. Die Weltbank nahm in ihrem Bericht von 1995 zu den Wirkungen selbst kritisch Stellung: „Große Teile der Bevölkerung, darunter viele Kleinbauern und Kleinbetriebe, fanden sich in einer gefährdeten Position mit eingeschränkten Möglichkeiten, auf die neuen Marktbedingungen zu antworten.“ Als Grund gab der Bericht den mangelnden Zugang zu natürlichen, technischen und finanziellen Ressourcen sowie die Schrumpfung der öffentlichen Dienstleistungen für die Bevölkerung an. Auch die Anzahl der Beschäftigten ging deutlich zurück und die Wirtschaft stagnierte. Lediglich das Bildungssystem blieb auf einem für Entwicklungsländer hohen Niveau.

Als Mugabes Verfassungsentwurf 2000 in einem Referendum von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wurde, sahen die Politiker der ZANU-PF ihre Macht zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit ernsthaft bedroht. Die Regierung reagierte mit Angriffen und Repressionen gegen zahlreiche Organisationen, von Oppositionsparteien über Verbände und Gewerkschaften bis hin zu den Landarbeitern.

Die beim Ende der weißen Herrschaft von großen Teilen der Bevölkerung erwartete Landreform wurde erst jahrelang hinausgezögert, dann im Jahr 2000 chaotisch und gewaltsam durchgeführt. In mehreren Schritten hat Präsident Robert Mugabe seit dem Jahr 2000 rund elf Millionen Hektar Land der weißen Farmer enteignet und neu verteilt - offiziell an rund 300.000 Kleinbauern, während die Weißen nach dem sogenannten Land Acquisition Act für die Besitztümer auf dem Land entschädigt werden sollten. Viele Höfe gingen jedoch ohne

eine Entschädigungszahlung an Politiker von Mugabes Regierungspartei ZANU-PF, die kein Interesse an einer wirtschaftlichen Verwendung des Farmlandes haben. Die Landbesetzungen wurden in einer Willkür-Aktion, häufig ohne Entschädigung, begleitet von Gewalt, organisiert. Viele weiße Siedler flüchteten und brachten zuvor ihr Vieh um und verwüsteten Traktoren und Bewässerungsanlagen. Durch diese Art der "Landreform" verwandelte sich die einstige "Kornkammer" Afrikas in ein von Hungersnöten und Unterernährung geplagtes, dauerhaft von Lebensmitteleinfuhren abhängiges Land. Dadurch bedingt leiden zudem große Teile der Bevölkerung unter Arbeitslosigkeit; die Geldwirtschaft wird durch eine galoppierende Inflation beeinträchtigt. Handelnder Güterverkehr ist weitgehend nur noch durch Tauschgeschäfte möglich, der allgemeine Versorgungsgrad ist auf Subsistenzniveau gesunken. 2005 wurde als zweite Kammer der Legislative der Senat wiedereingeführt. Die Mitglieder der Oppositionsparteien — vor allem Anhänger des Movement for Democratic Change (MDC) — und andere regierungskritische Personenkreise wurden zunehmend eingeschüchtert und mitunter getötet. So konnte die Regierung ihren unmittelbaren Einfluss auf die übrige Landbevölkerung wieder verstärken und die Arbeiter dem (politischen) Einfluss der Opposition, vornehmlich des MDC, entziehen. Da die MDC dennoch weiter an Popularität gewann, etablierte die Regierung unter Robert Mugabe eine konsequente Diktatur. So wurden Justiz und Medien gleichgeschaltet, Meinungs- und Versammlungsfreiheit dramatisch eingeschränkt und massive Maßnahmen gegen politisch Andersdenkende ergriffen.

Nach Einschätzung der wenigen zugelassenen unabhängigen Wahlbeobachter waren konsequenterweise sowohl die Ergebnisse der letzten beiden Parlamentswahlen als auch die der Präsidentschaftswahl 2002 in erheblichem Umfang gefälscht. Auch die folgende Zerstörung von ärmeren Stadtvierteln („Operation Murambatsvina“) mit hoher MDC-Wählerschaft schlug international Wellen. Die Umstände der Wahl führten noch im selben Jahr zur Suspendierung Simbabwes aus dem Commonwealth of Nations. Mugabes konsequentes Missachten der internationalen Kritik führte zur Isolierung des diktatorischen Regimes, was — durch die Unzufriedenheit der Bevölkerung verstärkt — die Wirtschaft Simbabwes an den Rand des Zusammenbruchs brachte.

Menschenrechte

Im September 2007 leitete die Regierung mit Unterstützung des UN-Entwicklungsprogramms einen Konsultationsprozess zur Gründung einer nationalen Menschenrechtskommission ein. Dieser Schritt wurde allerdings weithin als Versuch der Machthaber angesehen, von der schweren Menschenrechtskrise im Land abzulenken. Die Menschenrechtslage verschlechterte sich im Jahr 2008 drastisch. Nach den Wahlen im März wurde das Land von Menschenrechtsverletzungen ungekannten Ausmaßes erschüttert, die von staatlicher Seite unterstützt oder geduldet wurden. Die Täter waren zumeist Angehörige der Sicherheitskräfte, Kriegsveteranen oder Anhänger der Afrikanischen Nationalunion von Simbabwe.

1995 hatte Präsident Mugabe auf der Internationalen Buchmesse in der Hauptstadt Harare den Stand der schwulen und lesbischen Gruppierungen abräumen lassen. Mugabe äußert seine Feindseligkeiten gegenüber Homosexuellen in aller Deutlichkeit: „Homosexuelle sind pervers und abstoßend. Sie verstoßen gegen die Gesetze der Natur und der Religion.“ Und: „Sind Perversitäten etwa die Grundlage der Buchmesse?“ Nach einer Meldung der Presseagentur dpa hat der Präsident von Simbabwe bei der Eröffnung der Buchmesse erklärt, Homosexuelle hätten in seinem Land keine Rechte und seien „schlimmer als Tiere“.

In Simbabwe ist seit 2006 ein Gesetz gegen „sexuelle Abnormitäten“ in Kraft, unter die auch jede Handlung fällt, „die Kontakt zwischen zwei Männern beinhaltet und von einer vernünftigen Person als unanständige Handlung angesehen wird“. Der Strafrahmen reicht von einer Geldbuße bis zu drei Jahren Haft.

2016 wurde das früheste Heiratsalter für Frauen dem der Männer angeglichen. Es liegt jetzt für alle bei 18 Jahren. Damit war Simbabwe zu diesem Zeitpunkt eines von 33 afrikanischen Ländern, in denen das jüngste Heiratsalter einheitlich bei 18 liegt.


Wirtschaft

Landklassifikation bis 1979:
weiß = Farmland in weißer Hand
lila = Farmland in afrikanischer Hand
orange = traditionelle afrikanische Landwirtschaft


Moderne Bürohochhäuser in Harare

1997 war das Land eines der wirtschaftlich stärksten Afrikas, 2015 wächst es mit prognostizierten 1,5 Prozent schwächer als all seine Nachbarn. Aufgrund des diktatorischen politischen Umfelds haben sich die Voraussetzungen für die einst prosperierende Wirtschaft seit den 1990er Jahren substantiell verschlechtert. Nahezu alle Sektoren der verarbeitenden Industrie mussten massive Umsatzeinbußen hinnehmen. Darüber hinaus haben die Kriegsverwicklung mit der Demokratischen Republik Kongo der Wirtschaft Devisen im Wert von mehreren hundert Millionen US-Dollar entzogen. Die Arbeitslosigkeit

wurde 2005 auf rund 80 % geschätzt, nach einer anderen Form der Erhebung 2009 auf 95 %.

Reformen

Mit der vermeintlichen Zielvorgabe, den ausufernden Schwarzmarkt auszutrocknen, ergriff die Regierung im Mai/Juni 2005 drastische Maßnahmen, indem im Rahmen der Aktion mit der Bezeichnung Operation Murambatsvina („Müllbeseitigung“) schätzungsweise 750.000 Menschen obdachlos wurden und ihre oft einzige Einnahmequelle, Aktivitäten im Kontext des informellen Sektors, aufgeben mussten. Zudem wurden ihre Behausungen zerstört und oft ihr vollständiger Besitz beschlagnahmt. Tatsächlich ging es dem Mugabe-Regime mit diesen auch von den Vereinten Nationen verurteilten Maßnahmen jedoch um eine gezielte Schwächung der Opposition, die insbesondere in den Städten ihre Wähler hat. So werden diese nicht nur für ihre Unterstützung der MDC „bestraft“, sondern auch gezwungen — soweit dies überhaupt möglich ist —, zurück in die von der Regierung kontrollierten ländlichen Gebiete des Landes zu ziehen. Aus den Armutsvierteln der Städte, in denen der Schwarzmarkt florierte, wurden die Menschen vertrieben, anschließend ihre Behausungen zerstört.

Nahezu ein Jahr später, im Mai 2006, wurde erneut eine ähnliche Aktion durchgeführt, bei der in Harare 10.000 Straßenkinder, Straßenhändler und Obdachlose festgenommen wurden, da sie nach Angaben eines Behördensprechers „Unordnung stiftende Elemente“ und für die Kriminalität in der Stadt verantwortlich seien. Die Kinder sollten zu ihren Eltern auf dem Land zurückgebracht werden. Im November 2006 wurden bei der Operation Chikorokoza Chapera („Stoppt illegalen Abbau“) 25.000 Bergleute festgenommen.

Im Januar 2007 wurden die Gebühren für den Rundfunkempfang um das 2500-fache erhöht. Statt bis dahin 20 Simbabwe-Dollar pro Jahr mussten nun 50.000 gezahlt werden. Dies entsprach zu diesem Zeitpunkt einem durchschnittlichen Monatseinkommen.