EINSAME GEDANKEN Liebe Freunde, liebe Leser, GEDANKEN ZUM BROT-für-die-Welt- LAUF 2017
AUFMERKSAMKEITSLÄUFE
DIE IM DUNKELN SIEHT MAN NICHT Bertolt Brecht, ein einflussreiche und bedeutender deutscher Dramatiker, Lyriker und Librettist des 20. Jahrhundert, setzte sich zeitlebens mit der Gesellschaft und mit sozialkritischen Themen auseinander. Im Schlußvers der „Moritat“ aus: „Die Beule“. Ein Dreigroschenfilm, 1930 schreibt er. "DENN DIE EINEN SIND IM DUNKELN Passender hätte Brecht es heute nicht formulieren können. Auch heute stehen diejenigen im Rampenlicht, die es sich leisten können und die glauben, mehr zu sein. Die nur um sich kreisen, ohne ihr nebenan zu bemerken.
Eine oft gestellte Frage war: „Warum läufst du nicht einfach drei Stadtläufe? Warum müssen es gleich sieben Läufe sein? Warum dazu noch Marathonläufe? Und diese nicht in der Ebene, sondern von sieben Läufen läufst du sechs in den Bergen? Dazu noch teils in der Ultra-Version? |
Als Brotläufer kann ich mit solch filigraner Kommunikation keine Botschaft kommunizieren.
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Die Sensibilität und Aufmerksamkeit für weitreichende, gesellschaftlichen Verantwortung – auch über die Landes- oder Erdteilgrenzen hinaus- ist verkümmert. Zu sehr sind wir auf unser kleines Umfeld, auf unser Ego reduziert. Haben Sorge, wir kommen zu kurz. Wir haben vergessen:“ Uns geht es gut!“ Meine Botschaften brauchen den sprichwörtlichen Wink mit dem Zaunpfahl. Die Landfrauen in Mosambik, die GRUPO DE MUIHERES DE NAIROPE-MOGOVOLAS
Wir leben seit über 70 Jahren im Frieden. Wann gab es das schon einmal? Den hohen Preis, den wir für diese Entwicklung eines Tages bezahlen werden, können wir heute leider noch nicht erahnen. Die enorme wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte hat uns einen ungeahnten Wohlstand beschert. Dafür haben unsere Vorfahren und auch wir hart gearbeitet. Doch mit dem sich fast alles leisten können – Fernurlaube, überdimensionierte Autos, alle technischen Neuheiten von IT, Fotogeräten, Kommunikationsmittel etc. etc, - wurde auch das Anspruchsdenken beständig höher. Ich vermute, dass unsere entstandenen Ansprüche unsere individuellen, wirtschaftlichen Fähigkeiten in vielen Fällen bereits überschritten haben; immer höher, immer größer, immer weiter, immer schneller, immer mehr von allem und immer exotischer. Plötzlich geht es uns gefühlt schlecht. Wir jammern auf sehr hohem Niveau und merken nicht mehr, dass wir nach wie vor in einem wohlhabenden und reichen Land leben. Ausnahmen gibt es immer. Sie sollen auch nicht unter den Tisch gekehrt werden. Damit wir die wirklich ARMEN kennenlernen, müssen wir über den sprichwörtlichen „Tellerrand“ hinaussehen. Die wirklich armen Menschen, sie haben nur das, was sie auf dem Leib tragen und sind froh, wenn sie genügend zu essen für sich und ihre Kinder haben und vielleicht noch ein ganz kleines bisschen mehr, damit sie ihre Kinder in die Schule schicken können, habe ich in Afrika kennengelernt. Und die Kinder, sie sehen uns mit strahlenden und leuchtenden Augen an. Das berührt! Das hat uns alle berührt bei unserem Besuch in Mosambik. Mich stimmt es sehr nachdenklich, dass wir nicht mehr uneingeschränkt sagen können,
Nein! Beim Hospizlauf benötigte ich in der Tat sieben Läufe, um wirklich zu spüren, warum ich für das Hospizhaus gelaufen bin. Die ersten sechs Läufe waren gewiss spannend, als ambitionierter Läufer auch herausfordernd. Ohne Frage. Ich möchte diese nicht missen. Doch der siebte Lauf war die emotionale „Erleuchtung“! Der Schwäbische-Alb-Ultra-Marathon über 50 km stand an. Zuvor: Traumhaft-schönes Herbstwetter. Die Landschaft in orange und rot gehüllt. Ich freute mich auf die Kaiserberge. Doch es kam alles anders. Ein Wetterumschwung brachte unerwarteten Temperatursturz und Schneefall. Meine Stimmung war mit einem Schlag wie Allerheiligen, Allerseelen und Totensonntag zusammen. Der Lauf war von Beginn an eine Strapaze. Unwirtlich, kalt, lang, schmerzhaft. Er ging an mein Grenzen. Schlagartig stieg das Bild des alten Menschen in mir auf. Genau – für diese Menschen setze ich mich mit diesem Lauf ein. Für Menschen in der letzten Lebensphase. Als das Ziel, der Kirchturm der Heilig-Kreuz- Kirche in Schwäbisch Gmünd auftauchte, gab es noch eine Verlängerungsschleife, damit alles seine Ordnung hat, auch die exakten
SPONSORENLÄUFE BRINGEN DIE DISKUSSION IN DIE GESELLSCHAFT Zugegeben, es gibt für fast alle Anlässe sogenannte Sponsorenläufe. Deren Beweggründe sollen auch nicht in Frage gestellt werden. Die nachhaltigsten stellen meines Erachtens die Sponsorenläufe für soziale und karitative Projekte dar. Alle haben ihre Berechtigung, auch wenn jeder von sich behauptet: Er habe das wichtigste Projekt. Verständlich.
WAS MOTIVIERT EINEN BROTLÄUFER? Marathon-Laufserien wie der Brotlauf oder der Hospizlauf mit jeweils sieben Marathonläufen macht man nicht mal so nebenher. Auch nicht als ambitionierter Freizeitläufer. Natürlich muss man üben, also trainieren und Fitness und Kondition im Körper aufbauen. Das geht nicht von heute auf morgen und kommt auch nicht von alleine. Bei den Läufern sagt man flapsig: Die fressen nur Kilometer. Den Schwimmern sagt man süffisant nach: Sie zählen Jeder, der eine neue Sprache lernen möchte, muss Vokabeln üben, oder wenn er mehr erreichen möchte, auch büffeln. Das ist nichts Schlimmes. Was uns fehlt ist ein Engagement ohne Zinsen, ohne materielle Gegenleistung. Einfach für Menschen da zu sein. Die Maxime für meine Aufmerksamkeitsläufe war immer: Ich laufe nur für die, die keine Lobby mehr haben. Ich laufe für Menschen, die in ihrem Heimatland keine faire Chance haben, sich eine Zukunft im eigenen Land aufzubauen. Die Landfrauen in Mosambik möchten nicht flüchten! Sie wollen in ihrer Heimat bleiben. Trotz der widrigen Umständen. Welche Schwierigkeiten eine unfreiwillige Integration bereitet, sehen wir in der aktuellen Flüchtlingssituation. In völlig anderen Kulturkreisen sich zurecht zu finden ist eine enorme Hürde und auch Bürde. WERDEN BOTSCHAFTEN AUF LAUF-SHIRT REGISTRIERT? Einer meiner Bergmarathons in der letzten Laufserie führte mich nach Graubünden in der Schweiz. Hier findet jährlich am letzten Samstag im Juli der legendäre „swissalpine-more than a race“ statt. Der höchste und einer der schwersten Bergmarathons in Europa. Es gingen weit über tausend Läufer auf die Strecke. Ein Streckenfotograf lag oben am Berggrat auf knapp 3.000 Metern Höhe zwischen den Ravaisch-Seen und dem Sertig-Pass. Alle Läufer mussten fast über ihn darüber springen. Er wollte den Blickwinkel von unten. Es war sicher eine sehr anstrengende Aufgabe, alle Läufer in den Fokus zu nehmen – pausenlos. In dem Moment, als ich zum Sprung ansetzte ruft er „WAS IST BROTLAUF?“ Tausende von Shirts sind über ihn gesprungen. Doch das Wort BROT hat ihn elektrisiert. Ich konnte ihm keine Antwort mehr geben. Zu weit war ich schon im Geröllfeld unterwegs.
DAS BROT-FÜR-DIE-WELT ERDNUSSPROJEKT Start-up Unternehmen sind junge Unternehmen, die sich noch nicht eigenständig auf dem Markt etabliert haben. Diese haben in der Regel kein oder nur ein geringes Startkapital. Voraussetzungen für Start-ups sind eine innovative Idee und ein detaillierter Businessplan. Das Kapital kommt als Venture-Capital oder als Business-Angels.
Trocknen von Erdnüssen, vergleichbar unserer Getreidebüschel auf den Garbenständern Die zweite Voraussetzung für ein erfolgreiches Start-up ist ein Businessplan. |
![]() Schälen der Erdnüsse von Hand |
Schälen der Erdnüsse mit Maschine
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Maniok |
Maniok-Wurzel |
Über 1.300 Familien haben nunmehr Zugang zu verbessertem Saatgut. 14.800 Cashewbäume haben sie neu gepflanzt. Somit pflegen sie derzeit insgesamt 26.500 Cashewbäume!
Der Brotlauf sollte nicht nur anspruchsvoll werden. Nein, auch anstrengend. Ich war bereit, ans Limit zu gehen. Die Berge, noch besser das Gebirge hat es mir angetan, über Stock und Stein, über Geröllfelder und Gebirgsgrate sollte es gehen, um beim fünften Bergmarathon im Rosengarten-Massiv in Südtirol in 10 Stunden und 6.100 Höhenmetern nach 45 Kilometer erschöpft ins Ziel zu kommen.
Anspruchsvoll waren nicht nur die Läufe, auch die Auswahl und die Zeit dazu. Sieben Läufe in sieben Monaten. Die Geröllfelder im Grasleiten-Kessel im Rosengarten-Massiv in den Dolomiten.
HABEN WIR SCHULD AN DER MISERE DES AFRIKANISCHEN KONTINENTS? Eine sehr schwere Fragestellung. Mit Sicherheit jedoch eine Mitschuld.
Wenn Deutschland im ersten Punkt aufgrund der kurzen Aktivität als Kolonialmacht nicht so viel Schuld auf sich laden konnte, so sind wir bei den beiden letzteren Punkten voll dabei. Auf der Dorfversammlung im Gemeinschaftshaus waren wir Gäste. Alle Bewohner waren stolz, auf der Dorfversammlung zu sein. Jeder konnte sein Anliegen vortragen. Der „Regulo“, der Dorfälteste, vergleichbar mit einem Bürgermeister, nahm alle Sorgen an. Wahrhaft gelebte Demokratie! Ein ganz großes Thema waren die Landrechte, die Enteignung durch die Machtelite, der anwaltliche Kampf um die Anerkennung durch verbriefte Landrechte. Und dann die ganz große Sorge über die zur Schädlingsbekämpfung eingesetzten Flugzeuge, die permanent über der Region kreisen und die Monokulturen Mais und Soja mit Pflanzenschutzmittel besprühen. Die Leute hatten Angst um ihr Leben. Sie hatten noch nie Pflanzenschutzmittel für ihre Anbaukultur gebraucht und benutzt.
„ICH WEINTE; WEIL ICH UNTER DIE STATISTISCHE ARMUTSGRENZE GEFALLEN BIN; Wir kennen die Diskussionen über die Armut aus den Wahlkämpfen der Parteien. Es ist sicher schwer, klare Grenzen zu definieren, da die Lebensweisen und Erwartungen der Völker und Länder zu unterschiedlich sind. Es gibt kein Schwarz oder Weiß. Meist bezeichnet die Armutsgrenze ein Einkommen, unterhalb dessen der Erwerb aller notwendigen Ressourcen nicht mehr möglich ist, also Armut vorliegt.
WIR MÜSSEN WIEDER LERNEN HINZUSCHAUEN – MEHR ALS BISHER! Arm dran sind nicht nur Menschen, die weder Geld, Arbeit noch ein Dach über dem Kopf haben. Unter dem Titel „Jenseits von schön und teuer“ führte der Stuttgarter Pfarrer Heinz Gerstenlauer eine Gruppe durch die Innenstadt von Stuttgart und richtete den Blick auf die Not derer, die man gerne übersieht. „LASS UNS DAS HINSCHAUEN LERNEN - STÄRKER ALS BISHER!“
Denn erst, wenn wir wieder das Aufschauen und dann das Hinschauen gelernt haben, können wir uns einmischen. Einmischen in das Verstehen, Einmischen in die Diskussion und dann aber auch in das Handeln.
Im Gegensatz zu allen politischen Wahlplakaten war diese Aufforderung auf einer riesigen Plakatwand an der Dresdener Frauenkirche mit nur drei Worten eine klare Botschaft zum Verstehen und Handeln.
GIBT ES NICHT GENÜGEND HILFSBEDARF IM EIGENEN LAND? Es ist ja schon die klassische, stereotype Antwort, wenn es um das Spenden geht, was Projekte außerhalb unseres Kirchturmradius‘ betrifft. Natürlich haben wir in unserem Land auch Hilfsbedarf. Es gibt viele Stellen in unserem Land, die Not haben. Doch es ist auch unbestritten, dass es Stellen gibt, wo die Not noch größer ist. Viel größer.
Wenig ist manchmal viel. So schreibt der Evangelist Markus 12 / 41-44 im zweiten Buch des Neuen Testaments. Dem kürzesten der vier kanonischen Evangelien. Meine Leser ahnen sicher, jetzt kommt er mit der Spende durch die Hintertür.
KINDER KENNEN DIE FASZINATION; WENN SIE ETWAS BEWEGEN Welches Kind kennt nicht diese Faszination. Es wirft einen kleinen Kieselstein ins Wasser und dann bewegt sich was. Aus einem Kreis werden immer größere Kreise. Ein Sandkorn in einen Wasserfall geworfen, werden wir nicht erkennen. Ein Sandkorn, mit Bedacht und gezielt in ruhiges Wasser geworfen, wird immer Wirkung zeigen. „Das versickert doch in dunklen Kanälen. Mir reicht es selbst kaum zu Leben. Sie haben bewiesen, dass ihre Idee Früchte tragen kann. Ihre Spende wird Wirkung zeigen und Früchte tragen. Der Brot-für-die-Welt Läufer ist gerne für Sie gelaufen Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund!
Die Bankverbindung für das Diakonische Werk Württemberg „Brot für die Welt“ lautet:
Hinweis: *Verwendungszweck: Brotlauf Schultheiss |