Brot-für-die-Welt Lauf: Der 6. Marathon in der Brot-für-die-Welt-Lauf Serie soll ein „Wander-Marathon“ werden.
TAG 1 KÖNIGSEE – ST:.BARTHOLOMÄ – KÄRLINGERHAUS – Der Aufstieg erfolgt über die sogenannte „Saugasse“. Ob dieser Namen vom Wetter abgeleitet ist, hat niemand beantworten können. Über vier Stunden benötigen wir für 1125 Höhenmeter. Ich glaube, bei Sonne wären die ersten Wandermeter interessanter und schöner gewesen. Der Regen denkt nicht daran, aufzuhören. Tropfnass, außen vom Regen, innen vom Schwitzen, kommen wir am KÄRLINGERHAUS, auch FUNTENSEEHAUS genannt, an. Erbaut 1905 vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein auf 1638 m Seehöhe. Kurze Einweisung vom Tour-Guide: Hier sind die Trockenräume; wie erfolgt die Aufteilung der Schlafräume; wann gibt es Nachtessen. Jetzt kommt die zweite Ernüchterung: Die Trockenräume sind schon völlig überfüllt von den bereits anwesenden Wanderern. Wie soll hier auch nur ein Kleidungsstück trocknen? Die Schlafräume heißen „Wolpertinger“. Es ist jedoch nur ein Raum bestehend aus zwei Reihen mit je sechs Matratzen eng aneinandergereiht, 60 cm Bettbreite. Gemischt. Das große Thema „Schnarchen“ wurde natürlich angesprochen. Eine auffallende Zurückhaltung zu diesem Thema scheint wohl der Tatsache geschuldet, dass keiner so richtig weiß, wann er denn mit dem Geräusch beginnt. Alleine die Körperhaltung - auf dem Rücken liegend, wie eine Mumie im Schlafsack bei 60 cm Aktionsradius, müde vom ersten Aufstieg mit vollem Gepäck - erhöht das Risiko deutlich. Aber siehe da. Wir haben es alle überlebt und unsere Toleranzprobe mit Bravour bestanden,
TAG 2 KÄRLINGERHAUS- STEINERNES MEER IN DEN KALKALPEN - Das Wetter hat noch eine Schippe drauf gelegt. Der Regen ging in Schneeregen über. Das ganze Tal und der Funtensee waren weiß überzuckert. Andrés Ehrgeiz war es, als erste Gruppe von der Hütte zu starten. Dass dies immer der Fall sein wird, wissen wir heute noch nicht. Abmarsch 7:30 Uhr heißt: Fix und fertig! Bergstiefel geschnürt, Rucksack auf dem Buckel, Handschuhe an, Mütze auf, Stöcke bereit. Einfach alles!
Die Schafe schauten uns ganz belämmert an, ob wir heute wirklich über das Steinerne Meer wollen? Aus Schneeregen wurde kräftiger Schneefall. Alle Wege, Steine, markante Wegpunkte und Weg-Kennzeichnungen verschwanden mit zunehmend höher werdendem Schnee.
Als das RIEHMANN-HAUS dann im Nebel auftauchte, waren wir alle froh. Nicht, weil wir uns Sorge machten, wir könnten die Orientierung verloren haben. Nein, es war einfach „arsch-nass-kalt“. Eine heiße Nudelsuppe und ein Kachelofen zum Trocknen der Handschuhe war Genuss pur. Das von der Sektion Ingolstadt 1901 errichtete Haus des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins stand genau an der richtigen Stelle. Von hier führt ein steiler Abstieg nach Maria Alm. Kein Klettersteig, jedoch über den größten Teil gesichert mit Seilen und Stiegen. Jetzt wissen wir, warum André morgens beim Abmarsch gefragt hat, ob wir alle schwindelfrei wären. Gesehen haben wir hier oben in den Wolken nichts. Vielleicht gut so?
TAG 3 TRAUNERALM – UNTERE PFANDLSCHARTE - GLOCKNERHAUS |
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Wie immer vor dem Quartier: Andrés Regieanweisung: Trockenraum ist auf dem obersten Dachboden. Platz zur Genüge. Abendessen um 18:30 Uhr. Zum Essen gibt es Schnitzel, heute keine Auswahl für Vegetarier. Dusche gibt es nur eine im ganzen Haus. Auf zwei Stockwerken je eine Toilette. Getränke holt jeder selbst aus dem Brunnentrog vor dem Haus und zählt selbst mit. Tee oder warme Getränke sind in der Küche zu bestellen. Waschbecken gibt es eines im Flur aus Emaille, das Wasser kommt gefühlt direkt aus dem Gletscher. Na dann wird die Morgenwäsche sicher übersichtlich ausfallen! Vor der Dusche - im stilvollen Flur – wird die Warteschlange immer länger. Egal. Hauptsache einmal warm duschen ohne Münze, das tut gut. Ausgehungert freuen wir uns sehnsüchtig auf das Nachtessen. Das Küchenteam besteht aus Mutter und 3 Töchtern. Diese Vier bekochen und bewirten die rund 40 Übernachtungsgäste perfekt mit einer Routine, Schlagfertigkeit, Schnelligkeit und köstlichem Charme. Wir waren begeistert, ja teilweise sprachlos. Wecken war auf 6:00 Uhr festgelegt, Frühstück 6:45Uhr, Abmarsch, alle fix und fertig um 7:30 Uhr. Wir haben jetzt ca. 2 °C. André ist ein Routinier. Heute werden wir unsere längste Gehzeit mit über 8,5 Stunden haben. Die Schneefälle der letzten beiden Tage werden uns heute beim Aufstieg noch schwer zusetzen. 1400 Höhenmeter haben wir vor uns. Strahlend blauer Himmel, die Gipfel schon in der Sonne. Tiefverschneit müssen wir uns mühsam den Weg bahnen. Markierungen und Wege sind natürlich nicht mehr zu sehen. Unser Bergführer ackert wie ein Kaltblutpferd und sucht den Weg zum Gipfelkreuz bei der Unteren Pfandl-Scharte auf 2663 m Höhe. Er versinkt immer wieder im Bruchharsch-Schnee bis zum Schritt im Schnee. Die normale Aufstiegszeit beträgt 3 Stunden, bisher haben wir alle Zeitangaben locker unterschritten. Heute benötigen wir 5 Stunden. Alle sind erschöpft, ja teilweise dehydriert. André bekommt direkt unterm Gipfelkreuz eine weitere medizinische Herausforderung. Ein Teilnehmer ist dehydriert und benötigt dringende Hilfe. Ich glaube, André hätte auch ein sehr guter Notarzt werden können.
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Ein Bad in der Sonne auf den ausgedehnten Schneefeldern mit dem Ausblick von der Pfandl Scharte auf das Bergpanorama um den Großklockner, die Großklockner Hochalpenstrasse, den Margaritzen- Stausee und das Glockner Haus, unser nächstes Quartier, lassen alle Von dem richtig heftigen Sonnenbrand im Gesicht, den wir uns alle holten, spüren wir zur Stunde noch nichts. Auch Profis können sich überschätzen. |
TAG 4 GLOCKNER HAUS – GLORERHÜTTE – LUCKNERHAUS – KÖDNITZ
In der Ochsenlenke angekommen einen wunderbaren Blick auf den einsamen Degenhornsee. Kurze Rast und Trinkpause vor dem letzten Anstieg. Alle Stöcke einpacken. Jetzt braucht man im Zweifel die Hände am Fels oder am Boden. Für mich sehr ungewohnt und auch mulmig. Geht es doch rechts und links richtig heftig weit nach unten. Auch hier wieder die „beruhigende“ und ganz klare Ansage von André: “Ab jetzt höchste Konzentration, Blickrichtung und Schuhspitzen zum Berg, keine Fotos!“ Nur zwei Teilnehmer mussten sich nicht daran halten. Sie waren es gewohnt und tatsächlich schwindelfrei. TAG 6 ÜBER DIE VILLGRATER BERGE Die heutige Übernachtung war im Gasthof Bachmann in Innervillgraten. Im ganzen Haus frischer Backstubenduft, denn im Erdgeschoss befand sich die einzige Bäckerei am Ort. Der Brotläufer genoss die frisch gebackenen Frühstücksbrötchen. Die besten auf der ganzen Tour. Die mächtigen Kirchturmglocken direkt nebenan haben keinen Viertelstundenschlag ausgelassen. Zum Abend und Morgen das volle! Geläut. Irgendwie vertraut und beruhigend. PFANTÖRL auf 2508 m, der Landesgrenze nach Italien. Selbst den Zöllner am Tor nach Italien mussten wir selbst stellen. Für André kein Problem. „Der Letzte macht die Tür zu!“ Willkommen in Italien! Freier Blick auf das Gsieser Tal um St. Magdalena und die SEXTENER DOLOMITEN in Südtirol. |
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Der Ausblick ist mal wieder fantastisch. Einen winzigen Teil der Gipfel-Welt können wir zwischenzeitlich beim Namen nennen. Über den Toblacher Höhenweg gelangen wir bei strahlendem Sonnenschein zur BONNER HÜTTE. Die Sonnenterasse mit exzellenter Küche und gigantischem Blick auf unsere letzte Etappe morgen – zu den DREI ZINNEN- lässt unseren kreativen Kräften freien Lauf. Da die Drei Zinnen immer wieder in den Wolken verschwinden, haben wir einfach unser morgiges Ziel mit drei Flaschen Pustertaler Freiheitsbier, maßstabsgetreu, die mittlere Zinne als die Höchste, dargestellt. Die „Pustertaler Freiheit“ war die Möhre, die man dem Esel vorhält, damit er zügig läuft. |
TAG 7 DREISCHUSTERHÜTTE – DREI ZINNEN HÜTTE – AURONZOHÜTTE Am Vorabend sind wir noch über das INNICHERFELD vorbei an Lerchenwiesen zur DREISCHUSTERHÜTTE auf 1626 m (AVS Sektion Drei Zinnen) aufgestiegen. Hier beziehen wir unser letztes Quartier auf unserer Tour. Wir haben Routine in der Zimmerverteilung gewonnen. Zwei 6-Bettzimmer gingen zahlenmäßig auf. Einen von uns Männern hat es als Haremswächter erwischt. Die Doppelstock Betten waren ungewohnt, vor allem, wer schläft oben? Hier kam die alte Müllerregel zum Tragen: „Wer zuerst kommt mahlt zuerst.“ Kein Problem für unsere großartige Wandergruppe. Der Aufstieg begann ein letztes Mal recht früh. 7:30 Uhr fertig gefrühstückt und komplett abmarschbereit. Unsere Kondition und Disziplin ist auch am letzten Tag unschlagbar. Für den Aufstieg über 850 Höhenmeter benötigen wir mit Trinkpausen exakt drei Stunden. Es spornt an, endlich statt der „Möhre“ die echten DREI ZINNEN zu sehen. Die Spannung steigt zunehmend. Dann auf 2405 m das riesige Bergmassiv der weltbekannten DREI ZINNEN im Naturpark Drei Zinnen im UNESCO WELTNATURERBE, zum Greifen nah! Geschafft! JFS |